Schrift – Konzept der GS Römerberg – Berghausen

In der Grundschule sollen die Kinder im Laufe der 4 Schuljahre eine „gut lesbare Handschrift flüssig schreiben“ lernen. So steht es im Teilrahmenplan Deutsch für Grundschulen von Rheinland-Pfalz seit 2005 als Ziel der Schreiberziehung. Die rechtlichen Vorgaben der weiterführenden Schule knüpfen hieran an. So formuliert der Lehrplan Deutsch für Sekundarstufe I seit 1998: „Auf dem Unterricht der Grundschule aufbauend, werden in der Sekundarstufe I im Schreiben („angeleitetes“ wie „freies Schreiben“) grundlegende Haltungen und Fähigkeiten ausgebildet und weiterentwickelt, so z.B.:
– in einer leserlichen Handschrift zu schreiben und das Schriftbild übersichtlich zu strukturieren
– …“

Das Ausbilden der Handschrift bleibt also auch in den weiterführenden Schulen ein Ziel, ohne das rechtlich vorgeschrieben wird, in welcher Schriftart die Schülerinnen und Schüler zu schreiben haben.

Mit dem Weg von der Druckschrift über die Lateinische Ausgangsschrift zu einer persönlichen Handschrift (häufig wieder der Druckschrift ähnlich) haben wir viele Jahre den Weg der Schreiberziehung beschritten. Wie so viele Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen machten auch wir die Erfahrung, dass sich Kinder mit diesem Weg immer wieder schwer taten und das Ziel einer „gut lesbaren Handschrift“ nicht immer erreichten.

Um keine Umwege mehr zu gehen und besser allen Kindern gerecht zu werden, haben wir per Konferenzbeschluss 2011 abgestimmt, dass wir als Schriftart an unserer Schule die „Grundschrift“ einführen. Hier eine Übersicht über derzeit gängige Schriftarten:

Folgende Argumente für die Grundschrift haben wir gesammelt und nach und nach aufgrund unserer Erfahrungen ergänzt:

  • Die Grundschrift ist eine formklare, funktionale und gut lesbare Schreibschrift, die auf Schnörkel verzichtet.
  • Über Geschmack lässt sich streiten; für uns geht es nicht um Geschmack, sondern um den Nutzen für die Kinder.
  • Die Grundschrift ist möglich auch für motorisch schwache Kinder; die Lateinische Ausgangsschrift überfordert zu viele Kinder und ist dann unschön/schwer zu lesen und auf Fehler zu überprüfen.
  • Schreibfehler sind hier schneller prüfbar/selbst besser kontrollierbar.
  • Die Lateinische Ausgangsschrift zu lernen in der Zeit des Lesenlernens bremst Kinder im Leselernprozess (LA kommt in der Umwelt zu wenig vor).
  • Wegen der Lese-/Schreib-Motivation muss von Beginn an geschrieben werden, also mit einfachster Schriftart (Druckschrift). Wozu eine ganz andere weitere Schriftart?
  • Die Grundschrift ist der Druckschrift ähnlich, knüpft direkt an, ermöglicht – je nach Vermögen des Kindes – zu immer mehr Buchstabenverbindungen anzuleiten und diese einüben zu lassen und gleichzeitig als Lehrkraft ein Schriftvorbild anzubieten (auch am Smartboard, wofür es die Schriftart „Grundschrift“ auch gibt), das den Kindern für ihr eigenes Schreiben Beispiel und Vorbild ist.
  • Auch Schreiber der Lateinischen Ausgangsschrift verbinden nicht fließend alle Buchstaben. Auch hier gibt es „Luftsprünge“ (z.B. von den Groß- zu den Kleinbuchstaben) und auch hier wurde bei Untersuchungen festgestellt, dass es Halte-/Verweilpunkte im Schriftfluss gibt.
  • Die Handschrift entwickelt sich auch nach gelernter Lateinischer Ausgangsschrift häufig wieder Richtung Druckschrift. Dies zeigt der Blick in Hefte Kl. 4 oder weiterführender Schulen und der Blick auf eigene Erwachsenen-Handschriften; diese sind meist der Grundschrift ähnlicher sind als der LA.
  • Möglichkeiten, eine eigene Handschrift aus der Grundschrift zu entwickeln, sind gegeben; das zeigen die persönlich „gefärbten“, individuellen Handschriften der Kinder, die die Grundschrift beherrschen.
  • Die Grundschrift ist schöner + lesbarer als die „Vereinfachte Ausgangsschrift“ – diese ist keine Alternative!
  • Sütterlin-Schrift hat sich im Laufe der Zeit auch überholt, war auch zu verschnörkelt. Kunstvolle Schnörkel-Schriften muss nicht jeder Mensch und schon gar nicht jedes Kind beherrschen (Lebensweltbezug? Alltag? Zukunftsorientierung?). Kunstvoll verbundene Schriften sind Kunst, während für den täglichen Gebrauch eine lesbare, übersichtliche und gut trainierte Handschrift gefragt ist.
  • Verbindung von Buchstaben führt nicht zu schnellerem Schreiben (häufig und zumindest lange Zeit ist das Gegenteil der Fall); schnelleres Schreiben gelingt nur durch Übung und hier setzen wir auf Kontinuität, nicht auf mehrere Neustarts. Auch, weil wir bei der Fülle an Aufgaben und zu schulenden Kompetenzen in den vielfältigen Lernbereichen Prioritäten setzen müssen: Was sollten wir streichen und mit den Kindern nicht schulen, um Zeit zu gewinnen für etwas, was als Ziel auch durch eine flüssige, lesbare Grundschrift schon erreicht ist?
  • Motorisch und insgesamt im Lernen „fitte“ Kinder, die daran Interesse haben, können per Kartei + Anleitung die Lateinische Ausgangsschrift (und auch andere Schriftarten, wie die französische Schrift) als Differenzierung / Zusatzangebot lernen und üben.
  • Die Erfahrung zeigt: Kinder, die Druckschrift, dann Schreibschrift gelernt haben, mussten wegen Problemen mit der Schreibschrift teilweise besser wieder umlernen, was gerade Kindern mit motorischen oder Lern-Schwierigkeiten und Kindern, die Routinen brauchen extrem schwer fällt.
  • Geübte Schreiber und Leser können auch Schreibschrift lesen, ohne diese selbst unbedingt schreiben zu können.
  • Inzwischen sind viele unterstützende Materialien auf dem Markt, die Grundschrift zu lernen, zu üben und dann auch Verbindungen zu üben. Wir setzen nicht allein auf die Selbstlernkartei, weil Kinder Anleitungen brauchen.

Wir halten uns auf dem Laufenden, was aktuelle Veröffentlichungen, Studien und Diskussionen um die (Hand-)Schrift betrifft, stellen unsere Argumente für die Grundschrift immer wieder auf den Prüfstand.

Dieser Artikel fasst den aktuellen Stand aus unserer Sicht gut zusammen:

https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2017-11/schreibschrift-grundschrift-schule-streit/

Unser Fazit bleibt:

Handschrift ist wichtig, auch als Denktraining. Vorteile einer bestimmten Schriftart für besseres Denken weisen Studien (derzeit, nach unserem Kenntnisstand) nicht nach, auch wenn Buch- oder Zeitungsartikel dies oberflächlich gelesen suggerieren mögen.

Wichtig ist:

Eine Handschrift muss gründlich geübt und regelmäßig angewendet werden!

Wir nehmen uns Zeit, die Grundschrift als Handschrift mit den Kindern zu üben. Schon zu Beginn führen wir die Buchstaben mit den Häkchen ein. Verbindungen üben wir mit den Kindern durch entsprechende Übungen/Übungshefte, geben individuelle Rückmeldungen, auch in den Zeugnissen. Kinder, die mit den Grundformen noch Schwierigkeiten haben, üben diese länger, verbinden weniger. Die Grundschrift ermöglicht solch ein schrittweises Vorgehen. Sie ist für alle unsere Kinder die derzeit sinnvollste Schriftart, um das Ziel der Grundschule hinsichtlich einer persönlichen Handschrift erreichen zu können.